Die Schmerzursache im Bereich der Leiste ist weitverzweigt und die anatomischen Strukturen liegen nahe beisammen. Der Leistenschmerz ist eine bei Sportlern häufig vorkommende Problematik und kann nach der anatomischen Ursache vereinfachend in drei grundsätzliche Gruppen eingeteilt werden.

Impingement des Hüftgelenkes
(Einklemmung oder Riss der Gelenkslippe)
 

Femoroacetabuläres Impingement

Hierbei kommt es zu einem Konflikt zwischen einem entrundeten Oberschenkel-Kopf-Übergang und/oder einem vorstehenden knöchernen Pfannenrand am Acetabulum. Je nachdem, ob der Konflikt mehr durch einen Knochenvorsprung am Kopf-Halsübergang des Femurs oder am Pfannenrand vorliegt, spricht man von einem Cam- bzw. Pincer-impingement. Impingement findet sich im entsprechenden Abschnitt. Vor allem der entrundete Kopf-Hals-Übergang (Cam-Impingement) ist die Ursache für eine Labrum-und Knorpelschädigung am oberen vorderen Pfannenrand. Dies führt schliesslich zur Abnützung des gesamten Gelenkes und letztendlich zur Notwendigkeit des künstlichen Hüftgelenks.

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Nicht mit dem Hüftgelenk zusammenhängender Leistenschmerz.
 

Letzterer teilt sich wiederum in Beschwerden im Zusammenhang mit dem Ursprung der Adduktoren-Muskeln oder der eigentlichen Leistenhernie oder weichen Sportlerleiste. Die Hüftgelenksprobleme im Zusammenhang mit dem femoroacetabulären Impingement werden auf den gesonderten Seiten behandelt. Die weiche Leiste oder im Englischen ‘‘Sportsman hernia‘‘ genannte Problematik bezieht sich auf eine Schwäche im Bereich der Bauchwand bzw. des rückseitigen Blattes des Leistenkanals. Hier kann beim Sport zuweilen auch eine Schmerzhaftigkeit ohne eigentliche Leistenhernie auftreten. Am häufigsten leiden Fussballspieler unter einer weichen Leiste. Oft ist neben dem Sprinten auf dem Fussballplatz auch das Niesen und Husten in der Leiste schmerzhaft. Der typische Schmerz hat Ausstrahlungen in den Bereich der Adduktoren oder die Region der geraden Abdominal-Muskulatur. Die Diagnose wird meist durch den erfahrenen Untersucher durch einen erweiterten äusseren Leistenring bzw. einer Schwäche des rückseitigen Leistenkanals gestellt. Eine eigentliche Protrusion oder Hernie wird in diesem Zusammenhang aber meistens nicht gefunden. Erfahrene Radiologen können gelegentlich in der Ultraschalluntersuchung eine leichte Vorwölbung demonstrieren. Nachstellen der korrekten Diagnose ist normalerweise die Operation notwendig. Im Gegensatz zum Verschluss der eigentlichen Leistenhernie, die oft auch arthroskopisch gemacht werden kann, muss bei der Sportlerleiste offen vorgegangen werden, um die Verstärkung der Rectusaponeurose zusammen mit dem Nervenrelease korrekt durchführen zu können.


Adduktorenverletzungen
 

Bei Fussball und Rugbyspielern ist die Verletzung des Adduktorenursprunges eine häufige Problematik. Die meisten Verletzungen sind akut und werden als Adduktorenzerrung bezeichnet. Gelegentlich kann es auch zu chronischen Beschwerden kommen, die vor allem durch Druckschmerzen direkt am Os pubis zu Tage treten. Zur Untersuchung hilfreich sind spezielle MRI Untersuchung, die den chronischen Entzündungsprozess am Os pubis demonstrieren können. Zunächst sollte die chronische Adduktorenverletzung durch Physiotherapie bzw. ein Kraft- und Dehnungsprogramm angegangen werden. Andernfalls können Kortisoninfiltrationen helfen. Früher wurde bei den chronischen Adduktorenverletzungen oft auch chirurgisch vorgegangen, wobei die Resultate aber deutlich variieren können und eine Rückkehr zum ursprünglichen Niveau des Athleten nicht sicher gewährleistet werden konnte.

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